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Verkürzte Kapitalismus-Kritik?  

Dem Geld- und Bodenreformansatz wird vielfach verkürzte Kapitalismuskritik vorgeworfen in dem Sinne, dass sich Kritik allein auf die Rolle des Finanzkapitals richte und den komplexen Zusammenhang zwischen Finanz- und Realkapital nicht berücksichtige. Dadurch werde einem “strukturellen” oder “offenen Antisemitismus” Vorschub geleistet.

● Bei derartigen Vorwürfen wird häufig auf einen Essay “Nationalsozialismus und Antisemitismus” von Moishe Postone verwiesen, der die Besonderheit des Holocaust und des modernen Antisemitismus hervorhebt und daraus ableitet, warum die Vernichtung des europäischen Judentums gerade in Deutschland geschah.

Als Hintergrundinformation finden Sie den vollständigen Wortlaut dieses Essays auf
http://www.krisis.org/1979/nationalsozialismus-und-antisemitismus/
Da dieser Text sehr umfangreich ist, bieten wir Ihnen auch eine Zusammenfassung und Einschätzung von Alwine Schreiber-Martens.

Kritik & Antwort_2.1 Zusammenfassung: Moishe Postone ”Nationalsozialismus und Antisemitismus”

● Im Zusammenhang mit der innerhalb von Attac geführten Diskussion über den Antisemitismus betont Peter Wahl, dass gerade mit dem Vorwurf des Antisemitismus ein äußerst sorgfältiger Umgang nötig sei. Es wäre aber verwunderlich, wenn nicht auch die globalisierungskritische Organisation Attac mit diesem Vorwurf konfrontiert würde. Peter Wahl gibt einen kurzen Überblick über verschiedene Definitionen des Antisemitismus sowie über ihre Konsequenzen für die politische Diskussion.

Kritik & Antwort_2.2 Zusammenfassung: Peter Wahl ”Zur Antisemitismusdiskussion in und um Attac”



● Der Geld- und Bodenreformansatz ist durchaus nicht einseitig auf das Finanzkapital fokussiert. Kritiker übersehen oft den großen Stellenwert seiner Verbindung mit einer Bodenrechtsreform. Außerdem geht es neben der Kritik an der strukturellen Macht des Geldes auch um eine Analyse der Wechselwirkungen zwischen Finanz- und Realkapital. Die Konzentration von Finanz- und Realkapital sowie Wege zur ihrer Dezentralisierung sind auch Gegenstand der Überlegungen. Zu den Auswirkungen einer Geld- und Bodenreform auf das Verhältnis zwischen Finanzkapital, Realkapital und Arbeit lesen Sie bitte den kurzen Text von Fritz Andres “Geldreform und Unternehmensverfassung” (aus: “Zeitschrift für Sozialökonomie” Folge 145 / 2005, S. 32–34).

Kritik & Antwort_2.3 Fritz Andres: “Geldreform und Unternehmensverfassung”



Eine ausführlichere Darstellung dieser Zusammenhänge von Fritz Andres ist unter dem Titel “Die Zukunft der Unternehmensverfassung” in der Schriftenreihe “Fragen der Freiheit” Nr. 250/1999, S. 17–47, erschienen und in der "Zeitschrift für Sozialökonomie" 176./177. Folge April 2013, S. 42-62, nachgedruckt worden:
https://www.sozialoekonomie-online.de/archiv/zfsoe-online-archiv-folge-172-183.html?file=files/archiv/archiv%20156-heute/Z-176-177/Fritz%20Andres%3A%20Zur%20Zukunft%20der%20Unternehmensverfassung%20%E2%80%93%20Wirkungen%20verbesserter%20gesamtwirtschaftlicher%20Rahmenbedingungen.pdf

● In den Werken von Karl Marx und Friedrich Engels gibt es zahlreiche Hinweise, dass auch sie den Vorrang des Geld-/Finanzkapitals gegenüber dem Realkapital schon zeitweise gesehen haben. Diese Aussagen finden sich insbesondere im „Kapital“ Band 3, in den „Grundrissen“ und in den „Theorien über den Mehrwert“. Leider haben Marx und Engels aus diesen Einsichten keine praktischen Konsequenzen mehr im Sinne einer Korrektur ihrer Forderung nach einer Verstaatlichung der Produktionsmittel gezogen.
Die betreffenden Aussagen in ihren Werken wurden auch von der weiteren marxistischen Theorieentwicklung nicht genügend beachtet. Gleichwohl gab es von Seiten der Geld- und Bodenreformbewegung schon frühzeitig Bestrebungen, über diese Aussagen von Marx und Engels in einen Dialog mit der Sozialdemokratie und Gewerkschaftsbewegung zu gelangen. Diese Bestrebungen blieben weitgehend ohne Resonanz. Dabei hat Prof. Dr. Dieter Suhr, bis zu seinem Tod im Sommer 1990 Rechtsphilosoph an der Universität Augsburg, kurz vor der 1989er Wende in Mittel- und Osteuropa erneut versucht, diesen längst überfälligen Dialog in Gang zu bringen. Sein 1988 im Campus Verlag Frankfurt/M. erschienenes Buch „Der Kapitalismus als monetäres Syndrom – Aufklärung eines Widerspruchs in der Marxschen Politischen Ökonomie“ erscheint hier mit der freundlichen Genehmigung seiner Frau sowie des Campus Verlags als Scan.

Kritik & Antwort_2.4 Dieter Suhr: “Der Kapitalismus als monetäres Syndrom - Aufklärung eines Widerspruchs in der Marxschen Politischen Ökonomie”




Ausführliche Informationen über das Leben und Werk von Prof. Dr. Dieter Suhr gibt es auf der Website www.dieter-suhr.info

Kritik & Antwort_2.5 Werner Onken: “Marktwirtschaft ohne Kapitalismus – Von der Akkumulation und Konzentration in der Wirtschaft zu ihrer Dezentralisierung”




In dieser Onlinepublikation https://www.werner-onken.de/buecher/marktwirtschaft-ohne-kapitalismus-von-der-akkumulation-und-konzentration-in-der-wirtschaft-zu-ihrer-dezentralisierung.html finden sich in den Kapiteln 7.3, S. 87 - 99, sowie 13.5, S. 65 – 87 und 13.6, S. 87 - 113 ausführliche Darstellungen der möglichen Auswirkungen einer Reform von Geldwesen und Bodenordnung auf die Arbeitswelt.